- KATASTRÖFIIA 2003 -

CAUSE FOR EFFECT
GORILLA MONSOON
01.10. - 12.10.2003


Ein katastrophales Tagebuch…?

...na, nich ganz, so schlimm isses nu ooch ni geworden. Aber die Tour is over, die Show damit auch. Knapp zwei Wochen währte diese als KATASTRÖFIIA betitelte Tournee der Rockgruppen CAUSE FOR EFFECT aus dem fernen Finnland und GORILLA MONSOON aus dem nahen Dresden. Die Mischung mutet fremd an, denn das finnische Duo um CFE praktiziert spätestens seit den letzten drei Jahren einen abgefahren jazzigen GrindCore, welcher der eigentlichen Betitelung wiederum ebenfalls spottet, wogegen allerdings die GORILLAs einen, als Hellrock bezeichneten, metallisch schweren Stoner und Doom zelebrieren. Ursprünglich waren die Nürnberger IMMURED zu diesem Trip geladen, um das musikalische Bild dieser Tour zu vervollständigen, doch die in dieser Handelsklasse üblichen Veränderungen in der Personalstruktur hinderten...
Wie dem auch sei, die Geschichte fand statt, nach Mühen und Wirren, mit Anfangs noch drei freien Tagen, die sich während der Rundreise allerdings fast gänzlich füllten.

Meine Wenigkeit weilte vor Tourbeginn schon seit einer geraumen Weile in Finnland, damit lief das Gros der Tourvorbereitungen durch die Hände unseres Drumsters. Dass er sich die Finger wund funkte, sieht man an dem Ergebnis dieser Tour:

01/10/03 Hamburg, Scandia-Bar (CAUSE FOR EFFECT)
02/10/03 Jena, Rosenkeller
03/10/03 Nürnberg, Kunstverein
04/10/03 Ansbach, Projekt Turm
05/10/03 Bremgarten (CH), KuZeB
07/10/03 Halle, Reilstraße 78
08/10/03 Chemnitz, ZV Bunker (GORILLA MONSOON)
09/10/03 Dresden, RiesaEfau (CAUSE FOR EFFECT)
09/10/03 Nürnberg, Kunstverein (GORILLA MONSOON)
10/10/03 Rostock, MS Stubnitz
11/10/03 Bad Langensalza, So What
12/10/03 Dresden, Chemiefabrik


Abreise
30.September 2003, Dienstag

Tampere, die Heimatstadt von CFE, ungefähr 200 km nördlich von Helsinki, lag in dichtem Nebel. Es war bereits schwerer Herbst hier, der Winter stand vor der Tür, wie man so schön sagt. Am frühen Nachmittag las ich die Finnen ein, den sorgsam besorgten Tuomo, der noch dreimal einen Rundgang durch seine Wohnung machen musste, ob denn auch alles in Ordnung sei, und den gemütlich bedächtigen Fast-Riesen Ari. Beide hatten am Tag noch gearbeitet, um nicht allzu viel Zeit und Geld zu verlieren, denn um diese Tour zu absolvieren war es ihnen wert gewesen, sich unbezahlten Urlaub zu genehmigen. Ein stupides finnisches Gesetz besagt, dass im Falle der Unbezahltheit auch die angrenzenden Wochenenden wie Arbeitstage gerechnet werden...
Zwei Stunden später Turku, die südöstlichste Hafenstadt und letztlich das Tor zu Europa. Gegen 21 Uhr verließ die Fähre Finnland...

Mit dem selben Kahn schifften sich ENDSTAND und MANIFESTO JUKEBOX ein, die zu einer weit größeren Tour durch ganz Europa starteten. "Hallo! Viel Glück! Und tschüss." Wir hatten keine Kabine für die zehnstündige Überfahrt gebucht. Also blieb vorerst nur der Aufenthalt in einer der Bars auf diesen auch als Partyschiffen bekannten Fähren übrig. Unterhaltungssüchtige Skandinavier nutzen die Chance des zollfreien Einkaufs auf den Fähren, buchen dafür Hin- und Rückfahrt (Stockholm-Turku) und lassen sich maßlos volllaufen. Aber es war unter der Woche, also waren die Exzesse an Bord noch überschaubar. Irgendwo dudelte eine finnische Schlagerband ihren Schmus runter, während ich mit den beiden Finnen in Gespräche über deutsch-finnische Geschichte, trockenen Humor und einige viele Biere vertieft war. Dabei entpuppte sich der recht schweigsame Ari als ordentlicher Trinker und der redsame Bibliothekar Tuomo, das Sprachrohr der Band, als ein Fast-Professor für Geschichte, speziell deutsche, finnische und russische.
Das Ende vom Lied war die Einstimmung auf die bevorstehenden Tage...aber wir ergatterten noch eine unverschlossene Kabine, in der wir uns für die nächsten fünf Stunden bis zur Ankunft in Stockholm verbarrikadierten.


DEEP INSIGHT
CAUSE FOR EFFECT
Scandia-Bar Hamburg
01.Oktober 2003, Mittwoch

Stockholm am Morgen, übrigens eine sehr schöne Stadt, verließen wir recht zügig, denn der Zeitplan drückte. Am Abend stand der erste Gig an, erst eine Woche vorher, da zeitlich günstig, klargemacht. DEEP INSIGHT, ebenfalls Finnen, hatten einen Auftritt und nichts dagegen, dass CFE zum Beginn ihrer Tour mitmuckten.
Ari okkupierte das Lenkrad bis zur Fähre nach Dänemark, das wir am frühen Nachmittag erreichten. Vier Stunden später waren wir in Deutschland. Seit sieben Wochen hatte ich nicht mehr regulär deutsch gesprochen; das erste, was mir allerdings dort begegnete, war der wirklich widerlich primitive Dialekt eines norddeutschen Tankstellenkauzes. Gut, ich war wieder da, aber als Heimat wollte ich das noch nicht bezeichnen. Tuomo spielte unterdessen Reiseführer. Er erklärte, was an welchem Ort wann passiert ist. Na gut, wenn das wenigstens einer weiß...

Hamburg am Abend. Nach einer kleinen Odyssee standen wir vor der SCANDIA-BAR...und die war inmitten von St.Pauli. Überall blinkte irgendwas, jeder wollte dir seine getragenen Buchsen verkaufen, Nutten, Zuhälter, Casinos, und der ganze Ruß. Keiner von uns war jemals dort gewesen, aber nach einem späteren "Rundgang" war auch keiner mehr so scharf darauf, wieder herzukommen.

Die SCANDIA-BAR ist bekannt dafür, dass besonders skandinavische Bands ohne zu zucken einen Mucke dort bekommen. Anruf genügt. So in etwa. Auch die Betreiber der Bar sind Finnen. Doch um die Werbung scheint sich kaum jemand zu kümmern. Vier zahlende Gäste bei zwei Euro Eintritt... Jedenfalls gab's dann ohne Limit Drinks. Das beruhigte. Doch CAUSE FOR EFFECT waren nervös. Schließlich der erste Gig der Tour, wobei ich hier noch erwähnen muss, dass sich die beiden wie die Schneekönige über jeden kleinen Erfolg freuen, obwohl sie schon zum dritten Mal durch Europa gondelten und in heimischen Hemisphären mit Bands wie ENTOMBED, NAPALM DEATH oder NASUM spielten und einige dieser Mucker zu den Fans des Duos zu zählen sind, insbesondere ENTOMBED.

Die Show begann gegen zehn. Kaum Leute. Ich sah die Finnen hier das erste Mal, kannte ich doch bisher auch nur die Konserven, die schon recht strange anmuteten. Doch was war das? "We are CAUSE FOR EFFECT from Finland and we play Finnish NuMetal." What the hell these guys are doing there? Bass clean, Geröchel und dazu Schlagzeug, eine abgefahrene Kombination von Jazz, einigen funkigen Elementen, Grind und ähm... Keine Ahnung, es war wirr und doch mit Konstrukt. Verfrickelte Basslinien, kaum Akkorde, im Vordergrund, dazu ein Schlagzeuggebastel sondergleichen. Das Ohr verwirrt, das Auge gleichfalls, unentschlossen, wem es die Beobachtung schenken sollte, ob Ari hinter den Drums, dessen wildes und gestenreiches Gebaren man nicht mehr einfach nur als humoristisch abtun konnte, oder Tuomo am Bass, dessen Bewegungsradius eher gering war, der aber durch sein trockenes, gleichfalls grimassenreiches Erscheinungsbild sehr an typical british behaviour erinnerte. Dreißig Songs innerhalb von 25 Minuten. Und kein bisschen langweilig. Wie muss diese Mixtur aber auf Leute wirken, die völlig unvorbereitet und ahnungslos eine CFE-Show besuchen? Wir werden es noch erfahren.

(Tuomo gab mir mal einen Dialog zwischen ihm und dem Sänger der mittlerweile gut befreundeten ROTTEN SOUND wieder. Dieser Typ ist in Hinsicht auf die Struktur einer Rockband eher sehr konservativ veranlagt:
"Ihr spielt in einer Band?" - "Ja, machen wir." - "Und Ihr habt keinen Gitarristen?" - "Nein, wir haben keinen Gitarristen." - "Aber Ihr seid eine Band?" - "Ja, wir sind eine Band." - "Und Ihr habt keinen Gitarristen?" - "Nein, wir haben keinen Gitarristen." - "Aber Ihr seid doch eine Band?"...usw.. Ich glaube, jede zweiköpfige Band muss mit diesen Vorurteilen leben. Und CAUSE FOR EFFECT bezeichnen sich als Band. Punkt.)

Die Bühnenkulisse möchte ich hier noch erwähnen, denn Bühne hieß hier eine Ecke in der recht kleinen Bar mit einem großen Fenster im Hintergrund, dem Fenster zur Straße, auf der, völlig unbeeindruckt vom Klubgeschehen, das Kiezgeschäft blühte. Freier und sich Anbiedernde fanden einander, während man im Innenraum dem Gig weilte. Fuckin' weird.

DEEP INSIGHT folgten, die vier jungen Finnen, alle so Anfang Zwanzig, geben recht poppig anmutenden, an HIM erinnernden, RockMetal von sich, ein Schuss melodischer HardCore, gute Songs, gute Musiker, doch leider fehlt der Kick zur Eigenständigkeit. In Finnland sagt man zu so was Southern Finnish Pop, denn eine Vielzahl von Bands, besonders aus der Region um Helsinki, wollen in irgendeiner Art und Weise an den Erfolg von Wilhelm Licht & Co. (HIM) anknüpfen.

Als der Gig vorbei war, füllte sich der Klub, wie sollte es auch anders sein, es war ja Disco-Time. Das hatten wir schon mal in Köln erlebt, schon deprimierend. Aber im Klub gab es eine Besonderheit, was den finnischen Betreibern zugute zu halten ist: eine hammergeile Sauna. Sieben Finnen und meine Wenigkeit zelebrierten dort eine sich ordentlich waschende Feier, die, wie nicht anders zu erwarten, spät und ..., na ja, eben endete.

(ENDSTAND und MANIFESTO JUKEBOX waren am selben Tag in Hamburg unterwegs, im HAFENKLANG, dort waren um die 200 Leute!)


CAUSE FOR EFFECT
GORILLA MONSOON
Rosenkeller Jena
02.Oktober 2003, Donnerstag

So richtig kamen wir auch nicht aus dem Arsch. Mir war auch entgangen, dass an diesem Tag die Ferien in Sachsen-Anhalt begannen, das bedeutete Hast auf den Autobahnen, Idioten und natürlich Staus. Ein gemütliches Picknick nicht verschmähend, die Temperaturen luden regelrecht dazu ein (In Finnland isses halt bissel kälter...), mussten wir uns bald darauf mit dem typisch deutschen Fahrstil und dessen Folgen auf den Autobahnen konfrontiert sehen. Viele Umwege schon von Beginn an führten uns dann letztlich gegen acht bis zum ROSENKELLER. Rund um Jena, waren alle Autobahnen dicht, was die MONSOONer, die direkt von Dresden anreisten, deutlich spürten, denn keiner von ihnen hörte Verkehrsfunk....
Trotz Verspätung lief alles nach Plan, fast, denn ich hatte wenige Stunden vorher erfahren, dass der eigentliche Tourbus, den sich die GORILLAs zugelegt hatten, am Tag zuvor die Grätsche gemacht hatte. Das bedeutete insgesamt drei PKWs, und eine zusätzliche Begleitperson, die holde Frau Schmidt von DELUSIVE DAWN. Eine Frau auf Tour...um Gottes willen! Das konnte nicht gut gehen...

Gegen elf konnte die Show beginnen. Der Klub liegt unter der Erde, besteht an sich aus vielen Kellergewölben, jedoch spielt sich in zwei Hallen das zentrale Geschehen ab. Besonders Stoner- und Doom-Fetischisten kennen die ROSE zur Genüge. Etwas über fünfzig Leute schauten dem Spiel zu. GORILLA MONSOON eröffneten. Dicker Gig, eine Stunde Spielzeit. Zelebriert wurden durchweg neue Songs, die maximal ein Jahr alt sind, unter anderem wurden einige dieser "ältesten" Stücke mit 'nem neuen Text versehen...besser is' dat! Das Level der Kompositionen bewegt sich auf dem des letzten Demos "...demonstrating heavieness", eine kompakt wuchtige Metal-Kiste, eine superber, basslastiger Tritt in den Magen. Hier und da fehlen noch einige Arrangements und Feinheiten, die sich hoffentlich mit den nächsten Werken bald einstellen. Den Tribute to CROWBAR hatte man nicht wirklich nötig, aber die Wiedergabe dessen passte scho'. Publikumsfeedback war hervorragend. Zugabe musste folgen, zwangsweise. MONSOON waren da!

An das Besetzungskarussell der Dresdner muss man sich übrigens einfach gewöhnen. Es war kein Wunder für mich, dass sich eine halbveränderte und nahezu rundum erneuerte Band in diesem Jahr zur Tour wiederfand. Von der Urbesetzung sind nur noch Schulli und Norman übrig, letzterer drückt sich seit Anfang das Jahres die Gesänge zusätzlich zum Geklampfe drauf, ist aber selbst mittlerweile schon der vierte Shouter seit Bandbestehen. Ein zweiter Gitarrist, Phil, spukt auch schon ein halbes Jahr in der Band rum. Ecki, der eigentliche Bassist, musste arbeiten und konnte sich einen unbezahlten Freiraum für die Tour nicht leisten. An seiner Stelle stand jetzt Chris, der außerdem bei DELUSIVE DAWN noch mitwirkt. Ihn hatte man drei Tage vorher dazu beordert, die Tour mitzuspielen, binnen ZWEI (!) Tagen verleibte er sich sämtliche Songs des Sets ein. Hut ab!

Und hier war er nun, der Effekt, wie Leute ohne Präparationsphase auf diese Band reagieren. CFE zelebrierten ihren Set. Dreier Songs bedarf es, bis das Publikum gerafft hat, worum's eigentlich geht. Von da an scheiden sich die Geister, doch muss ich fast wie auf jedem der folgenden Gigs sagen, dass das Gros der Besucher interessiert und auch begeistert vor der Bühne verweilte. Der selbe Set wie am Tag zuvor, und wie auch an allen folgenden Abenden, eine ellenlange Setlist...und Zugaben.

Selten, aber war. Wir verbrachten die Nacht in einem Hotel! Mit erotischen Fernsehprogrammen für die Großen, warmen Duschen für die Damen und reichhaltigem Frühstücksbüfett am Morgen danach.


GORILLA MONSOON
CAUSE FOR EFFECT ...........................
MAGGOT SHOES
Kunstverein Nürnberg
Freitag, 03/10/03

Wir lagen gut in der Zeit. Zu gut. Denn wir waren zu zeitig da. Der KUNSTVEREIN ist eine Art Oase in dieser kommerziellen (westdeutschen) S(ch)uppenlandschaft. Man drückt was für die Anlage ab, das Bier steht in der Ecke, und das hieß Kanone (den Namen hat es nicht zu Unrecht), und fertig. Der Laden ist so was wie der Szeneschuppen Nürnbergs. Der Dave von IMMURED hat sich um diese Mucke gekümmert und noch 'ne Band dazu geordert, aber bis zu diesem Tag konnte mir keiner sagen, wie diese Band denn heißt. Als ich dann den Namen MAGGOT SHOES erlas, war ich schon ein wenig erfreut, denn den zelebrierten Groovy DeathGrind kann man getrost als geil betiteln.

Bis sich jemand vom Klub bemerkbar machte, weilten alle in frommer Erwartung bei alkoholischen Naschereien. Ein Typ sprang herum, dem der Begriff Unikat nur schmeichelhaft erscheinen könnte. Das war ein Freak ohnegleichen, mitten in den Dreißigern, obwohl man das seinem verbrauchten Äußeren nicht wirklich entnehmen konnte. Er kannte nur SCHLEIMKEIM und RAMMSTEIN als Bands aus dem Osten und versuchte natürlich gleich, die Musik der Dresdner in diese Linie einzuordnen. Der Höhepunkt seiner Anwesenheit war die wahrhaft theatralisch psychopathische Rezitation einiger selbsterdachter Gedichte, unter anderem ein Werk namens "Kaltes süßes Fleisch"...allesamt mit "etwas" sexuellem Hintergrund. Weitere Ausführungen möchte ich mir ersparen. Schwer morbid.

Irgendwann ging's los. Wiederum fünfzig Besucher. MAGGOT SHOES begannen, lieferten 45 Minuten herbes Geholze, groovige Riffs und krankes Gegrunze und Gekreische. Aber auf die Dauer etwas eintönig. Ein Teil der Besucher war gekommen, um diese Band zu sehen, was sich bei den folgenden CFE durch den plötzlichen Freiraum vor der Bühne bemerkbar machte. Drei Songs und das Publikum folgte. Die GORILLAs als Schlusslicht ließen die Hütte beben. Die Resonanzen auch hier wieder vom feinsten.

Die folgende Party war typisch für diese fränkische Stätte, es fing harmlos an, mit ein paar Nudeln im Nacken. Sofort griff sich jeder
was er bekommen konnte, aber Hauptsache niemand traf die Bong; begleitet von etlichen Kanonensalven...und der russischen Königin Anna Pillua.


GORILLA MONSOON
CAUSE FOR EFFECT
Projekt Turm Ansbach
04.Oktober 2003, Samstag

Ansbach, nicht weit entfernt, ebenfalls ein fränkisches Domizil. Wiederum ein anderes Bier. Nicht ungewöhnlich für diese Gegend, denn jedes Kaff dort braut seine eigene Suppe. Ansbach ist eine Kleinstadt. Es gibt dort nur einen Klub, den TURM, der gar keiner ist, sondern einst ein besetztes Haus war, jetzt aber legal durch einen Verein verwaltet wird. Irgendwie geht dort aber alles drunter und drüber, keiner kann und alle wollen. Oder halt andersrum. Ich weiß es nicht. Die Mütze am Abend hatte Ulle auf, ein Ossi aus der Riesaer Gegend. Aber auch ein Party-Tier vorm Herrn. Er war auch einer der einzigen der knapp dreißig Besucher (Allein an diesem verlängerten Wochenende fanden schon drei Gigs in dem Klub statt, insgesamt vier diese eine Woche.), der bei den Finnen, die den Abend eröffneten, durchknallte. Ein eher mäßiger Gig, der als Minuspunkt der Tour galt. Nicht wegen Ulle. MONSOON räumten dagegen ab, die Leute, die da waren, fraßen den Vieren zum Schluss aus den Händen. Naja, nur bildlich gesprochen. Imposant der Typ, der sich bei der Zugabe vors Mikro stellte und dort die ganze Zeit irgendwas reinmaulte, sich aber auch nicht bewegen ließ, damit aufzuhören. Freaks halt...

Nach ein paar Orangenlimonaden und einem Tanzausflug mit Ulle war dann früh um fünf auch mal Sense...


CAUSE FOR EFFECT
GORILLA MONSOON
KuZeB Bremgarten (CH)
05.Oktober 2003, Sonntag

Unwirsche Gesten beim Erwecken der Herren Rockmusiker, heftige Streitgespräche zum Mittag, unsachliche Diskussion kurz vor Aufbruch. Warum? Einer der Herren hatte keinen gültigen Ausweis mehr und ich wollte mich nicht auf irgendwelche kostspieligen Risiken einlassen, sondern den Tourtross auf zwei Autos für die Schweiz limitieren. Kompromiss getätigt, der alle drei Autos gegen 13 Uhr in die Schweiz starten ließ.

Schweiz. Noch nie richtig da gewesen. Nur mal so auf der Durchreise einen Stop zum Schokoladenkauf machend. Die Schweizer Grenze war allerdings schneller da, als gedacht. Keine Zeit mehr, irgendwelche Vorbereitungen zu treffen. Ich saß im ersten Auto - wir fuhren wie immer Kolonne - mit Schulli hinten. Tuomo lenkte den Wagen und verstand natürlich nicht die Fragerei, die der Schweizer Beamte, in der Annahme, in einem deutschen Auto auch einen deutschen Fahrer vorzufinden, auf ihn hernieder ließ. Schulli, der ihm am nächsten war, und eben aus dem Koma erwachte und damit wie ein toter Drogendealer aussah, wollte helfend eingreifen, und die Sache mit einem ebenso unverständlichen Nuscheln beschwichtigen. Das Ende vom Lied, wir konnten auf dem Seitenstreifen Platz nehmen und wurden durch und durch gefilzt, durften unsere für die Tour gedruckten Shirts vom Zoll registrieren lassen und nach 'ner Stunde in der Kälte endlich wieder unsere Sachen packen und langsam abdüsen. Das rettete allerdings Phil vor der Ausweiskontrolle.

Eine Stunde später dann Bremgarten, eine eher kleine Stadt im Ballungsraum Zürich. Das KUZEB sollte recht einfach zu finden sein, war es auch, nur mussten wir uns, musste ich mich, zweimal nach dem Weg erkundigen. Die erste Erkundung bezog sich auf die Zuberstraße, die ich einem mit dem Rücken zu mir gewandten mittelalterlichen Schweizer stellte, der sich nur kurz umdrehte und auf die Straße vor sich zeigte. Ähm. Und das zweite Mal fragte ich zwei sich auf der Straße bewegende, alternativ dreinschauende Wesen, wo denn der Laden nun sei. Die brauchten nicht einmal mehr die Hände bewegen, um irgendwohin zu zeigen. Naja, nur gut, dass das keiner erfährt...

Der Klub war ein riesiges Gebäude. Ein offizieller, legaler Teil und ein illegaler Part, in dem die Mucken stattfanden. Das KuZeB befindet sich, gänzlich gesehen, in einer Grauzone. Allerdings hab ich selten so einen korrekten Laden vorgefunden. Von allem war reichlich da. Es spielte keine Rolle, ob die Besucherzahlen die Ausgaben deckten, oder nicht. Der Gig letztlich war mäßig für MONSOON (Norman hatte keine Stimme mehr, deswegen kürzten wir unser Set um die Hälfte.-Drumster) und hammergeil für CFE, mit dem ersten Tänzer zu dieser Musik (!). Keiner der Besucher verließ den Raum, während die Finnen frisch aufspielten. Euphorisch wurde nach Zugaben verlangt, als auch dieses Repertoire ausgeschöpft war, wurde sich noch ein alter und lang nicht mehr gespielter Song abgenötigt. Prozentual gesehen, hatten wir hier die besten Umsätze, was das Merchandise-Zeux betraf. Und der Booker der Show, Renè, lud uns letztlich in sein trautes Heim ein, um dort seine Gäste zu sein. Genug Platz für alle. Und was zu rauchen gab es auch, nämlich Hanf, der in der Schweiz als Badezusatz verkauft wird und erstklassiger Scheißdreck ist. In meinem jugendlichen Leichtsinn hab ich auch mal dran ziehen müssen...aber nee, not my cup of tea.
-Wir dagegen rauchten uns die Rüben weg bis zur totalen Bewegungsunfähigkeit, ich hab auch nicht wirklich mehr Erinnerungen an den Abend, nur eins: Schweizer sind cooler als ich dachte.-Drumster


DayOff
Projekt Turm Ansbach ()
06.Oktober 2003, Montag

Wir hatten Zeit, und die ließen wir uns auch nicht nehmen. Der Tag war frei, keine Mucke. In Ansbach konnten wir nächtigen, so hatte ich das am Sonntag noch geklärt. Über die Grenze zu kommen, war dieses Mal recht einfach. Als wir in dem heftigen Verkehr gegen zehn abends endlich Ansbach erreichten und in den Klub stürmten, wusste keiner so recht, was wir da wollten. Die Säuberungsarbeiten nach drei vorangegangenen Konzertabenden waren eben abgeschlossen, die Säuberer gönnten sich ein paar Tropfen. Und dann standen wir in der Tür. Ähm. Aber Pennerei ging klar, mit dem Hinweis, bitte nicht soviel Dreck zu machen.
Und wie es eben so ist, dauerte es nicht lange, da kippte der erste Tisch und mit ihm gefüllte Aschenbecher, Gläser, Bierflaschen...


CAUSE FOR EFFECT
GORILLA MONSOON
Reilstraße 78 Halle
07.Oktober 2003, Dienstag


Halle. REILSTRASSE 78. Ein besetztes Haus. Klubname mit Anschrift identisch. Aber gar nicht mal so viele Hunde. Bis zum Beginn der Mucke war noch etwas Zeit, die auch damit verstrich, dass eine Trommelgruppe vorerst noch der Probe halber den Auftrittsraum belegte und durch ihr monotones Synchron-Getrümmer auf Plastiktonnen regelrecht in Ekstase verfiel. Zeit genug, um Biersuppe zu schlürfen und die nächsten Tage durchzusprechen. Man setzte nicht allzu viele Hoffnungen in den heutigen Gig, obwohl die Leute des Klubs sehr nette Zeiterscheinungen waren. Wir wurden mit feiner veganer Kost und ausreichend Getränken versorgt.
Das Haus war ziemlich groß, die Bar befand sich in den oberen Stockwerken, deshalb konnte man nicht sagen, wie viele Besucher überhaupt da waren. Gegen halb elf fingen die GORILLAs an. Und tatsächlich füllte sich der kleine Konzertraum mit Leuten. Der Großteil dieser blieb, um sich den ganzen Set anzusehen, sogar Tanzbewegungen waren auszumachen. Vierzig Minuten später war dann schon wieder alles vorbei.

Wegen CFE waren die meisten Leute gekommen. Sogar LE SCRAWL aus dem fernen Berlin waren angereist, was die beiden Finnen sehr beglückte, stehen sie sich doch musikalisch sehr nah. Der Gig verlief bestens, das Feedback war wiederum grandios, für alle Seiten zufriedenstellend.

Beim Rückzug nach dem Gig in die Gemächer erwies sich die Order "No strong party tonight!" als durchaus nutzlos, aber ich wollte es halt mal gesagt haben. Ich hatte vor, mit den Finnen am nächsten Tag zeitig abzureisen, den Day Off zu genießen und dabei eine Reihe von Sehenswürdigkeiten nebst meiner heimatlichen Behausung zu besichtigen, die ich ja nun schon 'ne Weile nicht mehr erblickt hatte. Irgendwann krochen dann alle, wie gewohnt, auf allen Vieren in ihre Kojen. War ja fast nicht anders zu erwarten. Ja, ich auch...

WALL OF SLEEP
WEED IN THE HEAD
GORILLA MONSOON
08.Oktober 2003 Mittwoch
ZV Bunker Chemnitz

Zeitig hieß dann halt Mittag. Is' ja in dem Gewerbe auch verdammt früh. Mit den Finnen hin nach Leipzig zum Völkerschlachtdenkmal, Dresden, Schiebock, Sauna. Es war irgendwie wie Urlaub, so mal nach Hause zu kommen...am nächsten Tag stand auch noch Bautzen als mittelalterliches Highlight auf dem Plan, was die Finnen ungemein beglückte.

Die GORILLAs hatten durch die zweite Nürnberg-Show mit den Ungarn WALL OF SLEEP gleich noch 'nen Anschlussgig in Chemnitz erhalten. Hier nun die Worte unseres Drumsters.

Smegma

Normalerweise hätten wir jetzt zwei Tage nichts zu tun gehabt, aber in Nürnberg, wo wir die VERSUS THE STILLBORN MINDED-Jungs kennen gelernt haben, erzählte uns ihr Sänger, der Boris, dass WALL OF SLEEP in Deutschland unterwegs wären, auch in Nürnberg, und wir könnten da mitspielen.
Dafür mussten wir zwar noch mal kommen, aber ist ja egal, wird eh ein anderes Publikum sein. Das brachte uns doch kurzer Hand auch dazu, den Mittwoch ebenfalls vor besagter ungarischer Doom-Band zu zocken, dank WEED IN THE HEAD-Thomas, der eben an diesem Tag in Chemnitz die Hand auf diesen Event hatte. Also sagten wir erst mal "good bye" zu CAUSE FOR EFFECT und Smeggi, die es vorzogen, in Schiebock zu saunieren (Mi) und mit TOUR DE FORCE zusammen zu zocken (Do).

Der ZV BUNKER ist eine gemütliche Kneipe, genau richtig für solche Events. Ein sehr entspannter Barkeeper und eine entspannte, abgefuckte Atmosphäre ließen die Zeit, bis WITH ankamen (wir waren schon sehr zeitig da, da Halle-Chemnitz keine Entfernung ist), kurz werden. Die Freude, als sie auftauchten, war natürlich groß und wurde mit 'nem Tütchen sowie T-Shirt-Tausch zelebriert.

Wir waren die ersten. Jack (alias Norman, der in den vergangenen Tagen schon seine Nötchen mit den Bändchen hatte) hatte immer noch Probleme mit seiner Stimme, es war aber lange nicht mehr so schlimm wie in der Schweiz oder in Halle. Den ca. 40 Leuten hat's trotzdem gefallen.
WITH hatte ich ewig nicht mehr gehört und es tat gut, sie endlich mal wieder live zu sehen. Ich konnte mich zwar mittlerweile nicht mehr bewegen, aber das tat der Sache keinen Abbruch. Verlernt haben sie nichts, der pure Genuss guten alten Dooms.
Danach dann WALL OF SLEEP. Ich war ja etwas skeptisch, nicht weil sie komisch aussahen, sondern weil sie so nett waren. Also so richtig nett. Können nette Menschen Doom-Songs schreiben? Ja, das können sie. Und live kommt das Material noch besser als auf Platte. Danach war auch das Eis geschmolzen und man freute sich auf das Wiedersehen in Nürnberg.

All zu lang blieben wir nicht mehr im BUNKER, da die WITH-Jungs Verpflichtungen gegenüber dem Bruttoinlandsprodukt hatten.
Tom (WITH-Drummer) gewährte uns Zuflucht in seiner Bude in Zschopau und mimte den Gastgeber de luxe. Smök und ein feinster Mitternachtsimbiss, mit "war at the warfield" untermalt, ließen uns gegen fünf oder so dann irgendwann Richtung Dreamland fliegen.


GORILLA MONSOON
WALL OF SLEEP
VERSUS THE STILLBORN MINDED
Kunstverein Nürnberg
09. Oktober 2003, Donnerstag

Tom hat's erst mal verpennt. Wir lagen alle im Zimmer verstreut ´rum und machten uns eigentlich gleich auf die Socken. Wir waren recht schnell unterwegs und sogar mit Stop an der amerikanischen Botschaft die ersten im Club. Man erkannte uns im KUNSTVEREIN mit den Worten: "Ihr wisst ja wo's Bier steht.", eindeutig wieder.
Die sehr entspannten VERSUS THE STILLBORN MINDED-Typen begrüßten uns zünftig mit 'nem Päckchen Spaß, und auch Atze ("Süüüßesss kaaaltessss Fleischschsch") war wieder da.
Er wollte zu einer Feedback-Orgie unsererseits eines seiner abgefahren-kranken Gedichte als Intro wiedergeben, hat er auch gemacht, musste dann aber los wegen seiner U-Bahn (!), oder was weiß ich. Egal!
Der Serkan (http://www.theskull.de.vu), Organisator an Ort und Stelle, traf dann auch irgendwann ein, (kennen uns schon seit Jahren von diversen Festivals - so trifft man sich wieder...) und auch unser Kurt, der Arzt. Einem angenehmen Abend konnte also nichts mehr im Wege stehen.

VTSM eröffneten, sehr cooler SludgeDoom wurde einem dargeboten; ausufernde slow motion-Orgien mit coolem Gesang, den ich dem Boris nicht zugetraut hätte.
WOS wollten Heute mal als zweites spielen. Sie kamen mit ihrem Old-School-Doom sehr gut an, sie waren auch besser und vor allem fetter als am Vortag.
Danach wir. Heute war es wieder besonders geil. Mittlerweile waren wir komplett eingespielt und ich glaube, das hat man vor der Bühne gemerkt, da wir, als unser Set zu Ende war, noch einmal ein Stück aus dem Fundus zum Besten geben mussten.

Wir verabschiedeten uns von WOS und vom Psychedelic-Macher und Böss der WOS-Tour Mark, tranken noch bisschen was und machten uns auf zum Thorsten (VTSM-Basser). Dort zogen wir uns ordentlich zu, wobei illustre Ideen entstanden, von wegen Ultra Doom-Band mit Mitgliedern aus ganz Germoney gründen und so was...
Am Morgen ging es sehr zeitig los, zum siebenstündigen Ritt nach Rostock, wo wir CFE und Smeggi wiedertreffen sollten, die wir schon vermisst haben (Ich glaub Dir kein Wort! - Smegma).

Drumster


TOUR DE FORCE
FELIX CULPA
CAUSE FOR EFFECT
BUZZ ALDRIN
RiesaEfau Dresden
09.Oktober 2003, Donnerstag

Doch zuvor noch einmal zu den Geschehnissen in Dresden:
Nicht sonderlich erfreut waren die TDF'ler, als ich mit den Finnen im RIESAEFAU einschneite, um den DayOff zu füllen. "Warum denn noch 'ne Band?... und die gute Zeit...und das liebe Geld...". Na klar bedeutete es Stress, noch 'ne vierte Band spielen zu lassen, aber der Aufwand dafür war verhältnismäßig gering. Pro Band stand 'ne halbe Stunde Spielzeit zur Verfügung, TDF hatten letztlich sogar mehr. Der Zeitplan, nach alphabetischer Reihenfolge gestaffelt, verhieß einen Beginn auf halb zehn. Bis dahin hatten sich noch nicht allzu viele ins EFAU locken lassen, trotzdem beim Buchen der Show mit TDF höhere Erwartungen gehegt wurden.

Die Oldenburger BUZZ ALDRIN eröffneten. Leider nur als Trio angereist, denn zum eigentlichen, und das macht den Reiz dieser Band aus, LineUp zählen zwei Bässe, Schlagzeug und Gesang, keine Gitarre. Der zweite Bass war allerdings mit seiner anderen Band auf Tour mit der TERRORGRUPPE. Zu wenig Leute honorierten den Auftritt dieser DoomCore-Combo. Brachial, basslastig...logisch. Die Band, aus den Trümmern von SLOPE entstanden, steht am Anfang und muss sich noch entscheiden, welche Richtung eingeschlagen werden will und soll. Der Mix aus HardCore, Doom und Sludge ist nicht ganz reif, dennoch interessant.

Mit einer Band wie CFE hatte an diesem Abend keiner gerechnet. Keiner wusste bescheid, was ihn erwarten würde. "Zwei Leute? Is' doch eh bloß Krach." Nee, war's nich'. Schon beeindruckend, wie hier das Gebräu einschlug. Sehr gute Show, binnen 25 Minuten erledigt.

FELIX CULPA haben schwer enttäuscht. Und nicht nur der Sound war schlecht. Zu langweilig waren die vorgetragenen Stücke, es fehlte einfach die Spannung, nichts. Ist das grunge-lastige Material auf Tonträger durchaus hörbar, kann man hier nur noch von einer miserablen Live-Umsetzung sprechen. Zum Ende des Sets machte man noch mal große Sprünge, um diese auch gleich mit einer abschließenden und misslungenen Cover-Version zu minimieren.

TOUR DE FORCE begannen und zentrierten damit alles Publikum, was in den verschiedensten Winkeln rumschlurfte, vor der Bühne dieses Dresdner Kellers. Die nächsten vierzig Minuten waren geil, wenn auch Andre's Ansagen langsam an Qualität verlieren. TDF befinden sich gleichsam auf Tour, ein eingespieltes Team, über das noch großartig Worte zu verlieren nicht sinnvoll wäre. Nur sehr selten, dass besonders die weiblichen Besucher ordentlich zur Mucke moshten.

Heimreise mit zwei angetrunkenen Finnen, die im übrigen nicht dem skandinavischen "way of drinking" entsprechen, denn dieser besagt "drink as much as possible." Es reicht einfach aus, wenn's bissel kreiselt.

GOLEM
CAUSE FOR EFFECT
GORILLA MONSOON
WEYLAND
MS Stubnitz Rostock
10.Oktober 2003, Freitag

Wer die STUBNITZ kennt, weiß, was Phase ist. Wer nicht, muss sich zwangsweise überraschen lassen. Ein ausgedientes Frachtschiff, dass einzig und allein dazu dient, die Kultur durch die Lande zu fahren, mal dieser, mal jener Hafen, hauptsächlich aber Rostock. Der Laderaum enthält genügend Platz für Bühne und Publikum, in wahrhaft schrägem Ambiente. Übernachtung und Backstage logischerweise in den Kajüten. Die Show heute wurde landesweit beworben, 120 Metaller folgten der Einladung.

Alles verlief nach Plan. Soundcheck aufwendiger als sonst. Spielreihenfolge mit den Bands geklärt. Es konnte vor zehn losgehen, mit WEYLAND, den lokalen Metallern, die sich hauptsächlich dem DeathMetal hingeben, einige schwarzmetallische Einschübe zu vermelden haben und auch ein gewisses Maß an Atmosphärik nicht vermissen lassen. Gute Musiker, doch schon oftmals gehörte Musik. Gekrönt wurde der Gig durch ein AT THE GATES-Cover ("blinded by fear"), wobei man sich mühte, das Original wiederzugeben. Na ja. Nee. Den Metallern hat der Gig gefallen.

GORILLA MONSOON mussten sich auch erst mal den Arsch abspielen, bevor der Funken auf die wachsende Besucherzahl übergriff. Das dauerte 'ne Weile, doch er kam, der Funke. Ich saß derweil verloren hinter meinen zu vertickenden Scheibchen und sah eine eingeschworene Metaller-Gemeinde in oftmals bluttriefenden Shirts an mir vorbeiwandern. Nach dem Gig änderte sich das, die Nachfrage wuchs. Und als erst einmal CFE wieder ihren Standard-Überraschungseffekt hinter sich hatten, konnte ich mich wegen mangelndem Umsatzes nicht mehr beschweren. Für beide Bands ein sehr guter Auftritt, ich wage zu behaupten, der beste auf der ganzen Tour.

Als Schlusslicht und Headliner GOLEM. Die deutschen CARCASS-Erben aus dem Berliner Umland, technisch versierte Musiker, fahren ihren Stiefel präzise, wenn auch ein Gig auf Dauer in seiner ganzen Länge recht monoton wird. Zu allem Unglück riss dem Bassisten Rainer (auch bei den PROGERIAnern tätig), die H-Seite, kein Ersatz in Sicht, so ein kompletter Set ohne Bass, was den Auftritt schon stark schmälerte. Übrigens steht in Bälde ein neues Album an.

Ein geiler Abend, der nur durch die arrogante Bedienung hinter dem Tresen geschmälert wurde, die die Bands wie Dreck behandelte. Es gab drei Getränkemarken pro Nase, aber nicht etwa irgendwas, sondern anfangs 0.4er, später nur noch 0.3er Bier oder noch weniger, das Maximum an Alkohol. Ausgeschenkt wurde aber normal in halben Litern. Fragte man da mal nach, warum, erhielt man nur noch 'ne dämliche Antwort. Was glaubt Ihr denn, warum die Leute zu Euch kommen und Eure Brühe saufen wollen? Doch nicht etwa wegen Euch. Na ja, egal, irgendwann hat's dann doch wieder "kling" gemacht, und die Feinmotorik fiel bei der kompletten Besatzung aus...

 

 

CAUSE FOR EFFECT
GORILLA MONSOON
So What Bad Langensalza
11.Oktober 2003, Samstag

Drei Stunden zu spät. Um sechs war ausgemacht. Um neun waren wir da. Eine Stunde kollektiv verschlafen, eine Stunde vertrödelt (Es müssen sich nicht alle am Morgen tageslichttauglich zurechtbiegen!), eine Stunde im Stau gestanden. Der Klub war schon voller Leute, insgesamt waren's knapp hundert an dem Abend. Das SO WHAT ist ein cooler Laden, der in der Gegend als der Metal-Kultschuppen gehandhabt wird, klein aber fein. Gespielt wurde zu ebener Erde, ohne technische Schnörkeleien.

Aufbau inmitten von Leuten. Beginn gegen elf. Ich musste mich noch um die Nahrungsbeschaffung sorgen, in einem Hamburger-Restaurant, das durch verwandtschaftliche Verhältnisse mit dem Besitzer der Metal-Kneipe verbunden ist. Die Bedienung, eine standardgemäße und (schon ansehnlich) arschwackelnde Blondine, überraschte mich gleich mit der Frage: "Sind Sie von der Band?" Als ich ihr dann klargemacht hatte, dass ich irgendwie dazugehöre, kam gleich der nächste Hammer: "Und die Finnen sind extra für das Konzert von Finnland gekommen?" Na klar, Schätzchen.

MONSOON eröffneten und gehörten denn auch irgendwie hierher. Perfekt. Die Meute feierte. Das Bier floss. Keine weiteren Worte nötig.
CFE hatten es anfangs wieder schwerer. Als der Beifall des Publikums aufkam, stellte sich in einer Pause zwischen den Songs ein etwas schwergewichtiger, scheinbar oftmals MANOWAR-hörender Biertrinker mit der folgenden Ansprache auf den Lippen vor das Mikro: "Sowas findet Ihr gut? Das is' do' ni' Euer Ernst. Ihr müsst do' eenen an der Waffel haben.". Na ja, man war auf dem "Lande", trotzdem verlief der Gig bis auf den ein oder anderen Verspieler gut.

Was nachher folgte, war wieder Standard. Skandinavisches Trinkverhalten. Ich wurde noch in eine Bar geladen, wovon ich aber nicht mehr allzu viel weiß. Aber glücklicherweise fand ich den Weg zurück, der irgendwie länger war als der Hinweg...


GORILLA MONSOON
CAUSE FOR EFFECT
SPEARHEAD
Chemiefabrik Dresden
12.Oktober 2003, Sonntag

Der letzte Tag. Normalerweise überfällt einen zu solchen Gelegenheiten schwere Melancholie. Eine gute Zeit geht vorüber, unwiederbringlich. Doch dafür blieb mir persönlich nicht allzu viel Gelegenheit. Erst am Nachmittag in Dresden angekommen, dort alles entladen, die Finnen versorgt, um die sich von nun an die MONSOONer kümmerten, trieb mich die Eile noch einmal nach Hause, um Akten und Klamotten für den zweiten Finnland-Trip zu ordnen.

Nach acht kam ich an den heutigen letzten Schauplatz zurück, die CHEMIEFRABRIK, die in Untergrundkreisen einen Kultstatus genießt. So langsam regte sich auch hier was. Aber der Strom fehlte auf der Bühne. Er fehlte immer noch, als es halb elf war und ungefähr 50 Leute im Raum weilten. Irgendwann ging's endlich los, nachdem jemand mit 'ner Verteilerdose gen Bühne strebte. War das des Rätsels Lösung?

SPEARHEAD wurden geladen, um hier zu zocken, doch hatten diese schon ein viertel Jahr lang nicht mehr geprobt. Proberaum weg und so was. Auch ging gleich nach dem ersten Song der Bass flöten (Böse Zungen behaupteten, der Bass wurde nicht mehr benutzt, weil Tino die Songs nicht mehr spielen konnte.), was zu einer unterhaltsam asozialen Show beitrug. Brüllwürfel Messer, mit riesigem Aktionsradius vor der Bühne, gab wieder unmissverständlich geistreiche Kommentare und tierische Laute von sich, die musikalische Breite nur auf Gummihammers Geklöppel und Normans Geschraddel reduziert, mit vokalen Background-Chören des Bassisten im Ruhestand versehen. Halbe Stunde, Feierabend.

Eigentlich sollten gleich darauf CFE spielen, doch unsere grünen Freunde hatten sich zu einem Spontan-Auftritt bereiterklärt und nebenbei noch auf jegliche Form von Gage verzichtet. Zwei wuchtige Beamte betonten, dass sie GrindCore unplugged bevorzugen. Doch keiner der Anwesenden fand das so richtig gut. Als die Herrschaften ohne Applaus, Catering und Groupies von dannen zogen, konnte die Show weitergehen.

CFE erneut und letztmalig, die volle Aufmerksamkeit aller abverlangend, schon vom ersten Song an. Noch einmal ein richtig geiler Auftritt. MONSOON ließen die Loden des Pulks kreisen, es war ja schließlich ihr Publikum. Ein letztes Mal "born to loose"....und "hellrock". Die Tour war vorbei.

Halb vier Nachtruhe. Für drei Stunden, denn die Fähre ging am Nachmittag von Rostock und ein paar Sachen standen noch zur Erledigung offen.

Nachgeschmack...

...schmeckt gut. War eine gute Tour. Rund, ohne große Pannen und Vorkommnisse. Beide Bands zufrieden, CFE happy wie zwei frisch gelutschte Schneekönige. Was will man mehr?
Wir erreichten Dienstag Abend Tampere, nach einem höllischen Trip durch Dänemark und Schweden, des nächstens, als der Motor meiner Karre fast aufgrund einer Unterdosis Öl den Geist aufgegeben hätte.
Mit dem "Entladen" der Finnen war dann definitiv Schluss. Ari setzte ich bei Frau und Kind ab. Tuomo ("I think, I have to change something in in my life.") wurde von seiner halbiranischen Freundin schon erwartet. Das Abschiedszeremonial war eher recht kurz: "Good bye, Kari, thank you very many. But excuse me, I have something to do now." Na klar.

Na denn, bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: "Can you tour?"

Dankesworte sind auch hier nicht zu vergessen, an die folgenden Personen/-gruppen geht ein fetter Dank für Unterstützung und Realisierung:

Allen Klubs + allen mitspielenden Bands + Dave und den Nürnbergern + Christoph 7IEBEN + den Dresdnern + Metalradio HELLBORN + den Hallensern + dem Chaoten Ulle + René und den Bremgärtnern + Paula und den Rostockern +++ Susie for driving close like hell and endless inspiration...

Smegma